30 Jahre Heimatverein Epe

Von Hans Dieter Meyer

Epe. Die Idee, in Epe einen eigenen Heimatverein zu gründen, entstand in der Folge der 800-Jahr-Feier der katholischen Pfarrgemeinde St. Agatha im Jahre 1988. Ein Kreis von engagierten Heimatfreunden, Frauen und Männer, hatten an der Erstellung des Jubiläumsbuchs für die Kirchengemeinde entscheidend mitgewirkt und dabei eine umfangreiche Sammlung von Textdokumenten und Bildern zusammen getragen. Diese sollten gesichert und in einem Archiv erfasst werden. Die bis dahin geleistete intensive Arbeit, die Freude und der Spaß, sich mit heimatkundlichen Themen zu beschäftigen, aber auch  das vorhandene Datenmaterial führten zu dem Gedanken der Gründung des Eper Heimatvereins. Das war genau vor 30 Jahren. Am 22. April 1993 wurde im Saal der damaligen Gaststätte Leefken der Heimatverein Epe e.V. gegründet. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es lediglich im Stadtteil Gronau einen Heimatverein gegeben. So steht es im Archiv des Vereins geschrieben. Willi Schultewolter war damals einer der Antriebskräfte. Die erste „Heimatstube“ entstand in den Räumlichkeiten der ehemaligen Hausmeisterwohnung  der Turnhalle am Park. Mitarbeiter der ersten Stunde waren Wilm Leefken, Willi Schultewolter, Hilde Schmeing, Trude und Margret Rose oder Franz-Josef Terlinde. Heute, nach 30 Jahren ist der Verein so tatkräftig wie nie zuvor. Erst vor kurzer Zeit entstanden mehrere Bücher, die „Eper Schulgeschichten“ und  die „Eper Nachkriegsgeschichten“ in zwei Bänden. Vorstandsmitglied Josef Pieper hatte hier die Fäden in der Hand und es entstanden richtige Meisterwerke, die den Zeitraum von 1945 bis 1975 umfassen.

Aber die Vorstandsmitglieder sind darüber hinaus in vielen Bereichen tätig. Das können Interessierte in der Internet-Präsentation oder in den halbjährlich erscheinenden Programmheften entnehmen.

Am Sonntagvormittag feierte der Heimatverein seinen Geburtstag im Alten Gasthaus Meyer am Brunnen in der Merschstraße. Bürgermeister Rainer Doetkotte hatte es sich nicht nehmen lassen, zu dieser Veranstaltung zu erscheinen. Er sah im Heimatverein Epe einen wichtigen Bestandteil für die Stadtentwicklung. Beide Heimatvereine sind darüber hinaus Partner der Stadt in der Geschichtsbewahrung. So habe Gronau spannende Gebiete, um Geschichte erlebbar zu machen. Spuren davon gibt es auf dem Markenfort-Gelände oder in der Gronauer Innenstadt. Dabei nannte er auch das in Epe befindliche Synagogengebäude, übrigens das Einzige, dass es noch im Kreis Borken gibt und zu einem Ort der Erinnerung umgebaut werden soll.

Doch nicht nur das 30jährige Bestehen des Heimatvereins Epe wurde gefeiert.

Der Verein nutzte die Gelegenheit, um an 375 Jahre Westfälischen Frieden zu erinnern. Im Jahre 1648 wurden nach einem verheerenden 30 Jahre dauernden Krieg in Münster und Osnabrück die Friedensverträge abgeschlossen. Unweit Epes fand 1623 bei Stadtlohn die Schlacht am Lohner Bruch statt, bei der die Truppen der katholischen Liga unter dem Befehlshaber Tilly und der protestantischen Liga mit deren Befehlshaber Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel aufeinander trafen. Der Heimatverein Epe hatte in diesem Zusammenhang einen studierten Archäologen eingeladen, der darüber hinaus als Lehrer und Fachleiter für Geschichte und Archäologie tätig ist.

So war der Hauptredner am diesem Vormittag Ingmar Kemper aus Stadtlohn, der jetzt als Lehrer in Goch arbeitet.. Er verstand es, die Zuhörer in die Zeit des 30jährigen Krieges mitzunehmen. Gibt es noch heute Spuren auf dem Schlachtfeld, das sich, von Ahaus kommend, „binnen dör“ Richtung Stadtlohn befand. Noch heute, genau 400 Jahre nach der Schlacht finden die Archäologen aus dieser Zeit Kanonenkugeln, Teile von Pferdegeschirren, Knöpfe, Münzen und vor allen Dingen tausende von Bleikugeln. Davon hatte der Archäologe eine ganze Menge mitgebracht. Die Besucher der Jubiläumsveranstaltung konnten sich hier bedienen und diese, ursprünglich aus damals üblichen Luntenschloßmusketen abgefeuerten Kugeln mit nach Hause nehmen.

Bei vielen Funden ist die Zuordnung allerdings fraglich, wie Ingmar Kemper erklärte. Er ist ehrenamtlicher Mitarbeiter in der Boden- und Denkmalpflege und berichtete, dass bei einem zielgerichteten Absuchen von Feldflächen 80 Prozent der Funde neuzeitlicher Müll seien. Daher lassen derartige Kampfhandlungen wie im Lohner Bruch nicht viel übrig. Direkt nach der Schlacht werden alle wertvollen Dinge sofort eingesammelt. Schlachten sind nach seinen Worten singuläre Ereignisse und Schlachtfelder wurden im Laufe der vielen Jahre immer wieder abgesucht, sodass zumeist Kleinfunde übrig bleiben.

Beim 30jährigen Krieg, der ausschließlich auf deutschem Boden stattfand, handelte es sich nicht nur um einen Glaubenskrieg, wie so oft dargestellt wird. Die Menschen bekämpften sich hauptsächlich um die Vorherrschaft, Macht und Einfluss.

Ingmar Kemper ordnete seine Bodenfunde in einem Vortrag anlässlich des 30jährigen Bestehens des Heimatvereins Epe historisch und geschichtlich ein. Was die Schlacht übrig ließ zeigte er in mitgebrachten Bodenfunden vom Schlachtfeld am Lohner Bruch. Der Vorsitzende des Heimatvereins Epe, Wilhelm Kemper dankte dem Archäologen nach dessen Vortrag.

Was die Schlacht übrig ließ – Bodenfunde aus dem Bereich der Schlacht am Lohner Bruch konnten die Besucher der Veranstaltung in die Hand nehmen und sich von der Schwere der Kanonen- und Bleikugeln überzeugen.

Text & Fotos: Hans Dieter Meyer