Das Genöverend

Text: Ulrike Vorrink

Hallo liebe Leute!!

Wisst Ihr wo Ihr hier sitzt? Es sieht jetzt nicht soooo spektakulär aus, aber genau hier an dieser Stelle haben sich jedes Jahr am Ostersonntag bis zu 200 Leute getroffen. Quasi ein früheres Mega-Event.

Verantwortlich dafür war das Genöverend, eine von 4 großen Nachbarschaften in Epe ( Genöverend kommt von Gronauerende/ Straße nach Gronau halt) Seit 151 Jahren pflegt diese damals sehr große Nachbarschaft die Tradition des Osterfeuers. Das ganze Jahr wird geplant und aufgeschrieben. Am 1. Ostertag nachmittags ging es los – nein geht es los, Treffpunkt genau hier. Ganz am Anfang war es natürlich ein riesengroßes Feuer, wie man ein richtiges Osterfeuer kennt – heute ist es nur noch die Feuerschale. Und auch 200 Menschen sind es nicht mehr, aber der Grundgedanke ist immer noch derselbe.

Man versammelte sich rund um das Osterfeuer, zuerst wurden gottesfürchtige Lieder gesungen. Viele gottesfürchtige Lieder! Danach marschierten alle zur Kirche, eine private Prozession. Selbstverständlich auch singend. Falls die anderen Nachbarschaften, es gab ja immerhin noch 3, schneller an der Kirche waren, gingen alle so lange um die Kirche im Kreis herum, bis innen endlich Platz war. Nach der Messe kam der gemütliche Teil, für viele mit Sicherheit auch ein wichtiger Grund zur Teilnahme.

Es ging jedes Jahr in eine andere Gaststätte, alle die reinpassten waren willkommen – es war schon manchmal sehr eng. Dort wurde dann vorgelesen was im vergangenen Jahr passiert war. Je nach Talent der Schriftführer war das eine superspaßige Angelegenheit. Hochzeiten, Pleiten-Pech und Pannen auch möglichst bösartige oder witzige Gerüchte, alles wurde hier breitgetreten.

Zu Trinken gab es selbstverständlich auch genug. Wenn der Deckel zu voll wurde, schrie der Schriftführer „Flamme empor, Flamme empor“. Das war das Zeichen einen Hut rumgehen zu lassen. Jeder warf ein wenig rein und weiter ging’s. Und so mancher kam nach dem schönen Tag und Abend nochmal hier auf diese Bank, um alles Revue passieren zu lassen.

Das war‘s vom Genöverend, dem Osterfeuer und mir, der Erzählbank.

Einen wunderschönen Tag wünsche ich noch!