Text: Wilhelm Kemper
Hallo, liebe Gäste!
Ich bin noch nicht lange hier an dieser Stelle, aber ich fühle mich sehr wohl so ganz nah bei meiner älteren Schwester gleich nebenan an der Friedenseiche.
Ich möchte euch von dem ehemaligen Eper Kirmesplatz, an dessen Rand ich stehe, erzählen. Hier ging es lange Zeit zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, richtig rund. Die Älteren unter uns erinnern sich noch gern an Los- und Schießbuden, Süßwarenstände, Autoscooter, Ketten- und Kinderkarussell sowie an die legendäre „Raupe“. Diese war stets von zahllosen Jugendlichen umlagert. Kurz vor Ende der Fahrt ertönte ein Signal. Dann hob sich das Zeltdach über die offenen Wagen, und im Dunkel hat so mancher Junge sein Mädchen zum ersten Mal geküsst. Man konnte es meistens daran erkennen, dass beide mit hochroten Gesichtern auftauchten, wenn sich das Dach wieder hob und den Blick auf die Mitfahrenden freigab. Diesen Spaß konnte man bis in die 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts genießen. Dann wurde die Eper Kirmes wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit aufgegeben.
Die ersten Jahrmärkte, die den späteren Kirmesveranstaltungen vorausgingen, entstanden schon vor Jahrhunderten, meistens im Zusammenhang mit kirchlichen Festen.
So gab es in Epe, wie der frühere Vorsitzende des Heimatvereins, Willi Schultewolter, in seiner Buchreihe „Epe in der Vergangenheit berichtet, schon vor dem Ersten Weltkrieg vier Mal im Jahr eine Kirmes, die über das ganze Dorf verteilt war. Die erste wurde zum Namenstag der Hl. Agatha, der Schutzpatronin der Eper Pfarrkirche, abgehalten. Es folgten die sog. „Pfingstkirmes“, die „Annakirmes“ im Juli und die „Herbstkirmes“, meistens zum Kirchweihfest. Bei diesen Volksfesten verkauften Eper Kaufleute ihre Waren vor ihren Geschäften. Karussells gab es auch schon, allerdings in wesentlich einfacherer Form als später. So mussten freiwillige junge Männer die Wagen schieben. Dabei konnten sie sich nach fünf schweißtreibenden Fahrten ein Freifahrt verdienen. Später übernahmen Ponys den anstrengenden Job. Ein gut gemeintes Experiment mit Eseln scheiterte nach kürzester Zeit an deren Störrigkeit. Die fortschreitende Technik ermöglichte dann in späterer Zeit einen reibungslosen Ablauf der Karussellfahrten. Mit der Anlegung des Eper Gemeindeparks im Jahre 1926 entstand auch der Kirmesplatz am heutigen Standort. Damit verließ das Eper Volksfest den Dorfkern und lud an dieser Stelle die Bevölkerung zum dreitägigen Vergnügen.
Nachdem die Zeit der Kirmes vorbei war, nahm der „Bürgerschützenverein St. Georgi Epe“ deren Platz ein. Die Gilde, die seit 1628 existiert und damit eine der ältesten Institutionen in Epe darstellt, feiert jedes Jahr bis auf den heutigen Tag am Ende des Monats Juli ihr Schützenfest mit dem Höhepunkt des traditionellen Vogelschießens.
In der übrigen Zeit des Jahres dient der frühere Kirmes- und heutige Schützenplatz Autofahrern als willkommener Parkraum.